Klingnau und das untere Aaretal

Der Weinbau und die Genossenschaft

Klingnau liegt im unteren Aaretal, dem letzten Flussbecken vor dem Zusammenfluss mit dem Rhein. Unterhalb der Reussmündung wendet sich der Fluss, der bis hierher dem Jurasüdfuss gefolgt war, nach Norden. Im Engnis zwischen Siggen- und Bruggerberg vereinigt er sich mit der Limmat und quert den Tafeljura in einer über zehn Kilometer langen, weiten Talsenke, beidseits begleitet von abrupt ansteigenden
und dicht bewaldeten Juratafeln.

Das historische Städtchen wurde am 26. Dezember 1239 von Ulrich von Klingen und Ida von Tegerfelden gegründet. Es thront auf einem Schotterhügel über der weiten Mündungsebene, in der die Aare früher mit häufig wechselnden Flussarmen und Kiesbänken eine vielgestaltige Auenlandschaft geschaffen hatte. Die Flusskorrektur und schliesslich der Kraftwerksbau reduzierten zwar die Auenwälder bis auf wenige Reste, dafür entwickelte sich an den mit Schilf bestandenen Ufern des neu entstandenen Sees ein Wasservogelreservat nationaler Bedeutung. Der Stadthügel und die halbwegs überschwemmungssicheren Talzonen waren schon früh überbaut, sodass sich die neuen Siedlungszonen bald in die sonnige Südwestflanke des Achenbergs ausdehnten und den dort stockenden Rebberg auf einen Bruchteil seiner einstigen Ausdehnung reduzierte. Jura und Schwarzwald, der Stausee, die artenreiche und vielgestaltige Natur, die sonnenmilde Wohnlage, die Weinberge am Achenberg und nicht zuletzt die Idylle des historischen Stadtkerns fügen sich zu einer reizvollen Landschaft voller Anmut und Harmonie zusammen.
Ursprünge des Weinbaus gehen auf die Kloster St. Blasien im Schwarzwald und das Kloster Sion in Klingnau zurück. Auch schon der Stadtgründer Ulrich von Klingen pachtete Rebland am Achenberg.
Die grösste bekannte Ausdehnung mass man im 18. Jahrhundert, als mit 115 Hektaren fast die gesamte Hanglage zwischen Koblenz und Döttingen mit Reben bestockt war. Mitte des 19. Jahrhunderts zählte man 281 Winzer auf knapp 60 Hektaren. Zur Jahrhundertwende vernichtete die Reblaus praktisch sämtliche Rebkulturen in Klingnau. Fördermassnahmen von Bund und Kanton zur Nachzucht reblausresistenter Reben gab den Anstoss zur Gründung der Weinbaugenossenschaft Klingnau am 22. November 1922. Sie setzte die Beschaffung von Unterlagen und Edelreisern sowie den Wiederaufbau der Rebkulturen zum Ziel. Nach fünf Jahren waren schon zwei Hektaren Neuanlagen mit Räuschling, Riesling Silvaner und Blauburgunder bestockt. Die Weinbaugenossenschaft Klingnau wuchs stetig und kelterte zum 700Jahr-Jubiläum von Klingnauerstmals einen eigenen Genossenschaftswein, nämlich 1’000 l Blauburgunder und 1’100 l Riesling Silvaner. Nach 25 Jahren setzte man sich neue Ziele: die Eigenkelterung und der Eigenverkauf. In der Folge wuchs die Keltermenge kontinuierlich bis auf knapp 50’000 l.